Zwangsarbeit

Vergessene Orte der NS-Zwangsarbeit in der Tschechischen Republik

Im März 2013 erschien die Studie: "Die Arbeiterfrage soll mit Hilfe von KZ-Häftlingen gelöst werden". Zwangsarbeit in KZ-Außenlagern auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik" (Alfons Adam) im Verlag Metropol.
Wir bereiten momentan die tschechische Ausgabe in Zusammenarbeit mit dem Prager Verlag GplusG vor. Weitere Informationen finden Sie hier.

Als weiteres Projekt zu diesem Themenkomplex bereiten wir bis Ende 2015 eine Wanderausstellung vor.

Wanderausstellung: Vergessene Ort der NS-Zwangsarbeit in der Tschechischen Republik


Wir bereiten für Ende 2015 eine Wanderausstellung zum Thema „Vergessene Orte der NS-Zwangsarbeit in der Tschechischen Republik“ vor. NS-Zwangsarbeit wurde nicht nur von tschechischen „Total-Eingesetzten“ auf dem Gebiet des Deutschen Reiches geleistet. Auch an vielen Orten sowohl im damaligen „Protektorat Böhmen und Mähren“ als auch in den nach dem Münchener Abkommen 1938 an das Deutsche Reich abgetretenen Grenzgebieten wurden NS-Zwangsarbeiter eingesetzt.

NS-Zwangsarbeit betraf Juden (einheimische wie ausländische z.B. aus Polen), Roma, die polnische Minderheit in Schlesien, angeworbene oder verschleppte Ostarbeiter, westeuropäische Vertragsarbeiter, Kriegsgefangene. Der Arbeitseinsatz erfolgte meist in Gruppen und die Zwangsarbeiter waren in Sammelunterkünften (Lagern) untergebracht und bewacht. Polnische Zwangsarbeiter arbeiteten in vielen Fällen im tschechischen Grenzgebiet auf Bauernhöfen und wohnten auch dort. Die NS-Zwangsarbeit reichte von der Landwirtschaft, über Straßenbau, Industrie bis hin zum Bergbau.

Auch die tschechische Bevölkerung wurde zur NS-Zwangsarbeit, etwa in der Rüstungsindustrie, auf Protektoratsgebiet eingesetzt und war teilweise ebenfalls unter Bewachung (Werkschutz) in Sammelunterkünften untergebracht. Weitere Zehntausende wurden noch in den letzten Kriegsmonaten zu Aufräumarbeiten von Bombardierungen und zu Schanzarbeiten gezwungen.

Die Orte der NS-Zwangsarbeit wurden nach der Befreiung 1945 auf unterschiedliche Weise weiter genutzt. Fabriken wurden verstaatlicht und die Kriegsproduktion eingestellt. Heute befinden sich die Gebäude meist in Privatbesitz, werden teilweise weiterhin gewerblich genutzt oder stehen in vielen Fällen lehr. Die Unterkünfte der Zwangsarbeiter dienten oftmals in den ersten Nachkriegsjahren weiter als Sammelunterkünfte für verschiedene Personengruppen (z.B. als Internierungslager für die deutsche Minderheit vor dem Abschub), verfielen meist anschließend und wurden schließlich abgerissen.
Rahmenprogramm zur Wanderausstellung:

Begleitend zur Vorbereitung der Ausstellung organisieren wir 2015 und 2016 in Kooperation mit dem Severočeské muzeum in Liberec (Reichenberg) und der Gedenkstätte Flossenbürg einen Workshop, einen Lehrerfortbildung und drei internationale Jugendbegegnungen.

 

Weitere Informationen zur NS-Zwangsarbeit finden Sie hier.

 

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Rahmenprogramm zur Wanderausstellung:

Begleitend zur Vorbereitung der Ausstellung haben wir 2015 und 2016 in Kooperation mit dem Severočeské muzeum in Liberec (Reichenberg) und der Gedenkstätte Flossenbürg einen Workshop, einen Lehrerfortbildung und drei internationale Jugendbegegnungen organisiert.

Event 1: Workshop Liberec (Reichenberg): 25-26. Februar 2015; 57 Teilnehmer

Das Severočeské muzeum in Liberec war im Rahmen des Projektes Veranstalter einer trinationalen Konferenz im Februar 2015, zu der Wissenschaftler, Archivare, Pädagogen, lokale Bürgerinitiativen, Vertreter der Lokalverwaltung (Bürgermeister), Vertreter von Behörden, die mit der Verwaltung ehemaliger Liegenschaften der NS-Zwangsarbeit (z. B. Denkmalschutzämter) beauftragt sind, sowie Firmen, in deren Besitz sich heute derartige Gebäude befinden, aus der Tschechischen Republik, Polen, Deutschland, Österreich und Frankreich eingeladen worden sind. Teilnehmer kamen aus 5 Länder: 38 Teilnehmer waren aus der Tschechischen Republik, 14 aus Deutschland, 2 aus Polen, 1 aus Österreich und 1 aus Frankreich. Im Rahmen der Konferenz fand eine Exkursion zu Orten der NS-Zwangsarbeit in der Region Liberec statt. Personen und Institutionen auf unterschiedlichen Ebenen, die sich mit den Orten der NS-Zwangsarbeit in Mitteleuropa beschäftigen, wurden transnational vernetzt. Der Antragsteller und sein Projektpartner pflegen dieses dauerhafte Netz auf lokaler und regionaler Ebene weiter. Die Konferenzergebnisse flossen sowohl in die Gestaltung der Wanderausstellung "Vergessene Orte der Zwangsarbeit in der Tschechischen Republik ein", dessen Begleitkatalog als auch in die weiteren Projektaktivitäten ein.

Verlieren wir das Gedächtnis? Vergessene Orte der NS-Zwangsarbeit in Mitteleuropa - Bericht

Event 2: Jugendbegegnung Liberec, 24.-25. April 2015; 48 Teilnehmer


Das Severočeské muzeum in Liberec führte im April 2015 in Zusammenarbeit mit dem Institut Theresienstädter Initiative eine zweitägige internationale Jugendbegegnung (deutsch-tschechisch) zum Thema NS-Zwangsarbeit durch. Im Rahmen der zweitätigen internationalen Jugendbegegnung (deutsch-tschechisch) in Liberec wurden 48 Teilnehmer (16-25 Jahre) - 19 aus Deutschland und 29 aus der Tschechischen Republik eingeladen. Durch Exkursionen (in der Region Liberec auf beiden Seiten der Grenze) und anschließenden interaktiven Workshops am ersten Tag wurden die Teilnehmer an das Thema NS-Zwangsarbeit und die Erinnerung an die mit ihr verbundenen Orte in der Region herangeführt. Die gewonnen Eindrücke wurden am zweiten Tag in Workshops und Diskussionsrunden, zu denen externe Spezialisten eingeladen wurden, weiter entwickelt.
Die Teilnehmer wurden auf das Thema NS-Zwangsarbeit sensibilisiert, an das sie multiperspektivisch herangeführt wurden. Angesichts der Allgegenwart der historischen Spuren der NS-Zwangsarbeit wurden die Teilnehmer dazu motiviert, ihnen vertraute Orte in ihrer persönlichen Lebenswelt um die Geschichte der NS-Zwangsarbeit zu ergänzen und bestehende lokale wie nationale Geschichtsdiskurse kritisch zu überprüfen.

Event 3: Jugendbegegnung Flossenbürg: 25.-26. September 2015; 54 Teilnehmer

Die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg führte im Rahmen des Projektes im September 2015 eine deutsch-tschechische Jugendbegegnung in Flossenbürg zum Thema NS-Zwangsarbeit durch. Zu der zweitägigen deutsch-tschechische Jugendbegegnung wurden 54 Jugendliche  - 26 aus der Tschechischen Republik und 28 aud Deutschland - eingeladen. Im Rahmen der Jugendbegegnung wurden auf die Altersgruppe angepasste Führungen durch die Dauerausstellungen und das Gelände angeboten. Durch Exkursionen in die nähere Umgebung (wenn möglich nach Holýšov) wurde ein besonderes Gewicht auf das Thema NS-Zwangsarbeit gelegt. Den Teilnehmern wurde die Möglichkeiten der Erinnerung an die Verbrechen des NS-Regimes im Rahmen eines modernen europäischen Museums an einem Ort der NS-Zwangsarbeit vertraut gemacht. In gemischtnationalen Workshops und gemeinsamen Diskussionen erarbeiteten die Teilnehmer eigene Ergebnisse.

Event 4: LehrerInnenfortbildung Prag, 13. Apri 2016; 31 Teilnehmer

Das ITI organisierte im Rahmen der Eröffnung der Wanderausstellung "Vergessene Orte der Zwangsarbeit in der Tschechischen Republik" im April 2016 eine Fortbildung für tschechische LehrerInnen. Die LehrerInnenfortbildung bereitete anschließende Besuche der Wanderausstellung zur NS-Zwangsarbeit durch Schulklassen vor. Die LehrerInnen sollten zu eigenen Schulprojekten zum Thema NS-Zwangsarbeit in Mitteleuropa ermutigt werden, die die Wanderausstellung in der Zukunft ergänzen könnten. Der Antragsteller bot die Möglichkeit zu Internetpräsentationen der Schulprojekte auf dessen Webseite. Hier waren 31 Teilnehmer aus der Tsechischen Republik.

Event 5: Jugendbegegnung Flossenbürg, 16.-18. März 2016; 80 Teilnehmer


Die Gedenkstätte Flossenbürg übernahm die Organisation einer zweitägigen deutsch-tschechischen Jugendbegegnung im März 2016 zum 71. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Flossenbürg. Im Rahmen der Jugendbegegnung, zu der 80 Teilnehmer eingeladen wurden - 41 aus der Tschechischen Republik und 39 aus Deutschland, wurde die Wanderausstellung „Vergessene Orte der Zwangsarbeit in der Tschechischen Republik“ erstmals in Deutschland gezeigt. Im Rahmen der Jugendbegegnung in Flossenbürg wurden die Teilnehmer mit einem Museum am authentischen Ort vertraut gemacht, das sich als europäischer Erinnerungsort versteht. Die Diskussion über Orte der NS-Zwangsarbeit wurde durch die Wanderausstellung erweitert. Über die Jugendlichen wurden Kontakte zu Schulen und Hochschulen als weitere zukünftige Orte der Präsentation der Wanderausstellung geknüpft.

 

 

 

 

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24. 4. 2024

Sie sind herzlich eingeladen zur öffentlichen Verlesung der Namen der Opfer des Holocaust am Jom HaShoah 2024, der dieses Jahr am 6. Mai stattfindet. Kommen Sie zusammen, um der Menschen zu gedenken, deren Leben während des Holocausts auf tragische Weise beendet wurde. Die Veranstaltung findet in verschiedenen Städten statt, die Zeiten und Orte entnehmen Sie bitte dem beigefügten Plakat. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit zum Nachdenken und Gedenken an die Opfer. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich uns anschließen könnten.

12. 4. 2024

Er enthält eine Einladung zu Jom HaShoah in Prag und anderen Städten der Tschechischen Republik, einen Artikel zum 30-jährigen Bestehen des ITI und Informationen über unsere zahlreichen Aktivitäten:

  1. Gedenkfeier in Auschwitz-Birkenau

  2. MemoMap-Ausstellung: Die Geschichte des Holocaust in Prag

  3. Internationale Zusammenarbeit
  1. Anne Frank Jugendnetzwerk
  2. MemoGIS-Workshop
  3. Österreichische Spuren in Theresienstadt
9. 4. 2024

Am 6. Mai 2024 findet zum 19. Mal Jom HaShoah, die öffentliche Lesung der Namen von Holocaust-Opfern, statt. In 31 Städten der Tschechischen Republik werden die Namen der Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung verlesen, um an das Schicksal der Ermordeten des Zweiten Weltkriegs zu erinnern.

22. 3. 2024

Vor etwa einem Monat haben wir auf Einladung der österreichischen Botschafterin Bettina Kirnbauer das 30-jährige Bestehen des Instituts Theresienstädter Initiative gefeiert. Über die Veranstaltung hat auch Till Janzer von Radio Prag International berichtet. Den Beitrag gibt es unter folgendem Link zum Nachlesen oder auch Nachhören: LINK

21. 3. 2024

Wir möchten Sie zu einem Bildungsworkshop mit dem Titel "Kunst gegen den Tod" einladen, den wir veranstalten. Dieser Workshop findet am 13. April 2024 von 9:30 bis 18:00 Uhr in Prag statt.

15. 3. 2024

Das jüngste Aktionsprojekt des Anne Frank Youth Network ist abgeschlossen!


9. 3. 2024
Am Freitag, den 8. März, fand im Abschnitt BIIb des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz II-Birkenau, in dem sich das so genannte Theresienstädter Familienlager befand, eine Gedenkveranstaltung für die Menschen statt, die in der Nacht vom 8. auf den 9. März 1944 ermordet wurden. An der Veranstaltung nahmen neben dem Direktor des Instituts der Theresienstädter Initiative, Tomáš Kraus, der Direktor der Gedenkstätte Theresienstadt, Jan Roubínek, die Direktorin von Beit Terezín (Israel), Tami Kinberg, die Vorstandsvorsitzende des Instituts der Theresienstädter Initiative, Michaela Rozov, und für das Jüdische Museum in Prag, Jana Šplíchalová, teil.
Wir danken auch der Gedenkstätte Auschwitz für die Übernahme der Schirmherrschaft und nicht zuletzt allen Teilnehmern dafür, dass sie mit uns ihr Andenken bewahren.